CLEEBRONN

Obermieter gesucht

Obermieter im Kirchturm gesucht
(Bilder und Bericht: Eberhard Binder)

Seit Samstag ist im Kirchturm der St. Raphaelskirche direkt unterhalb der Glocken eine Einzimmerwohnung an Schleiereulen zu vergeben. Die Nisthilfe, von Albert Wenninger vorbereitet, musste in Einzelteilen zerlegt den engen Turmaufgang hinaufbefördert und oben bei frostigen Temperaturen hinter den Schalllamellen zusammengebaut werden. Eine Arbeit, die Dank der Mithilfe einiger junger Mitglieder zügig vonstatten ging. Oder lag es an der schönen Orgelbegleitung?

Lebensraum Kirchturm - jetzt auch in Cleebronn. Schleiereulen und Turmfalken sind auf Unterschlüpfe in solch exponierten Lagen angewiesen. Hoffen wir, dass unser Kirchturm bald bewohnt wird. Herzlichen Dank an die evang. Kirchengemeinde, die mit uns gemeinsam einen kleinen Beitrag zur Bewahrung der Schöpfung geleistet hat.

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Glockengeläut stört Vögel nicht
(Quelle: Heilbronner Stimme)

Von Leonore Welzin

Cleebronn - Dass Naturschutz und Kirche gute Kooperationspartner sein können, zeigt das Projekt “Lebensraum Kirchturm”, eine Gemeinschaftsaktion, die dem Artenschutz von Turmfalke, Schleiereule und Fledermaus dient. Im Rahmen dieser Initiative haben sich in Cleebronn Naturschutzbund (Nabu) und Evangelische Kirchengemeinde zusammengetan, um kurz vor Jahresende einen Brut- und Nistkasten für Schleiereulen im Turm der altehrwürdigen Raphaelskirche anzubringen.

Es ist schönstes Winterwetter und die achtköpfige Gruppe präsentiert den selbstgebauten Kasten erst einmal vor der Kirche. Der Hausherr, Pfarrer Andreas Schäffer, führt das Team – den Nabu-Vorsitzenden Eberhardt Binder (52), den Eulenexperten Rüdiger Gaa (68), den Schreinermeister Albert Wenninger (72) und die engagierten Nabu-Helfer Adrian (11), Philipp (18) und Julius(19) über die Empore ins Innere des Gemäuers.

Weiter geht es über eine extrem steile, schmale Aluleiter, durch den ältesten Teil der Kirche. Über den Chorturm, der aus dem 13. Jahrhundert stammt, gelangt man zunächst auf den Boden des Kirchenschiffs. Von da aus geht die Kletterpartie durch eine Luke in den Glockenstuhl. Der ist zwar jüngeren Datums, hat aber auch schon 222 Jahre hinter sich.

Allein, das Vogelhaus unbeschadet an seinen Bestimmungsort zu bringen, ist ein Abenteuer. Für den Transport muss es in seine Einzelteile zerlegt werden. Oben angekommen, ist besondere Geschicklichkeit gefordert, um zwischen massivem Fachwerkgebälk, den drei imposanten Glocken und etlichen Winden und Seilzügen genügend Arbeitsplatz zu schaffen. Nachdem die Verdrahtung (eine Sanierungsmaßnahme gegen unliebsame Tauben) an einer Seite gelöst ist, wird die Einflugnische fixiert und der Kasten drum herum wieder zusammengesetzt.

“Schleiereulen sind so genannte Kulturfolger” erläutert Rüdiger Gaa. “Sie benutzen seit Generationen die Gebäude der Menschen als Brutplatz. Vor allem Nischen in hohen Gebäuden wie Burgen und Kirchtürme kommen den natürlichen Brutplätzen sehr nahe. Außerdem ist das Nahrungsangebot, beispielsweise Mäuse, in der Umgebung menschlicher Siedlungen besonders reichlich”. Eberhardt Binder lässt ein Gemisch aus Torf und Sägespänen durch die Hand rieseln: “Damit sie sich wohl fühlen ist das der ideale Bodenbelag” sagt Binder. Und weil alle Viertelstunde die Glocken läuten, was in unmittelbarer Nähe ein ziemlich ohrenbetäubender Lärm ist, fügt er hinzu, dass sich diese nachtaktiven Vögel weder durch das Glockengeläut noch durch den Scheinwerfer, mit dem der Kirchturm angestrahlt wird, stören lassen.

War es schwierig, die Kirche für das Projekt zu gewinnen? Nein, sagt Binder, der auf etliche gemeinsame Veranstaltungen wie den Volkswandertag und auch die Krippe vor der Kirche samt Holzfiguren verweist.

Stolz nach getaner Arbeit freut sich Pfarrer Schäffer mit dem Team über die Aktion und lobt: “Alle elf Kirchengemeinderäte waren dafür, es war ein einstimmiger Beschluss mit dem Tenor: Warum ist man da eigentlich noch nicht früher drauf gekommen?” Das Eulenhaus ist einzugsbereit, jetzt warten alle gespannt, ob und wann die Mieter kommen.

Noch mit festem Boden unter den Füßen: Das Helfer-Team präsentiert den neuen Brut- und Nistkasten, der nun im Kirchturm auf Mieter wartet.

Foto: Leonore Welzin

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